Das kulturelle Gedächtnis prägt die menschliche Entwicklung seit den Anfängen. Dem Künstler kommt dabei als Zeuge eine bedeutende Rolle zu (Guillaume Bijl).
Wenn man nun beobachten kann, wie in unserer heutigen Gesellschaft der Kunstmarkt (Sammler) darüber entscheiden kann, ob ein Werk dem Publikum zugänglich sein wird, oder nicht, dann ist diese Entwicklung sehr beunruhigend. Heutzutage wird mit Bildern, Skulpturen, Installationen spekuliert, als ob diese Werke einen rein ökonomischen Wert besäßen. Die Galerien fungieren dabei als Teile von Firmen in einem Holding.

Es geht hier nicht darum, die Bedeutung ökonomischer Stabilität für den Künstler beiseite zu lassen, oder das Wissen darum, dass seine Arbeit wertgeschätzt wird, doch die heutige Realität ist, dass die wirtschaftliche Rentabilität die Bedeutung künstlerischen Schaffens untergräbt.
Das Ziel eines Kunstwerks ist es, von möglichst vielen Menschen gesehen zu werden und zum Gegenstand kollektiver Reflexion zu werden. Nur so kann ein Dialog entstehen, der die Kunst am Leben erhält.

Dieser durch eine ästhetische Erfahrung ausgelöste reflexive Prozess wird durch die Machtstrukturen der modernen Kunst erschwert. Ein Beispiel dafür ist der amerikanische Künstler Mark Rothko, von dem nun eine Retrospektive in München und Hamburg zu sehen ist. Dies wird vermutlich die letzte Ausstellung dieses international höchst bedeutenden Künstlers, dessen Werke für bis zu 73 Millionen Dollar gehandelt werden. Doch gerade dieser Umstand macht weitere Ausstellungen sehr unwahrscheinlich, da es fast unmöglich ist, Bilder einer so hohen Preisklasse zu versichern. Besonders gilt dies für weniger renommierte Austellungsorte. Im Fall von München und Hamburg hat der deutsche Staat wichtige finanzielle Hilfe geleistet, um diese Retrospektive von Mark Rothko möglich zu machen.So zeigt sich, wohin uns die Spekulation der großen Anführer des Kunstmarkts führt. Das Recht der Kunst als universeller kultureller Botschafter wird verletzt.Diese Geschehnisse verursachen mir ein wachsendes Unwohlsein, dem ich mit einem Hungerstreik Ausdruck verleihen möchte. Für den Künstler ist jedes Kunstwerk wie ein eignes Kind. Wenn dieses Kunstwerk keine Möglichkeit bekommt, sich weiterzuentwickeln und zu wachsen, indem es ausgestellt, reflektiert und kommentiert wird, dann kommt dies einem Schwangerschaftsabbruch gleich. Das geschieht z. B. Mit den meisten Kunstwerken der Dritten Welt, die nie durch die aktuellen Machtzentren der Kunst anerkannt sein werden. Doch dasselbe Risiko besteht für besonders bekannte Künstler, deren Stellung als kulturelle Zeugen Gefahr läuft, untergraben zu werden. Ihr Werk erfährt oft nur ein kontrolliertes und limitiertes Wachstum.

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