auf der  Reise durch den virtuellen Raum, unbekannte Welten erschließen,
zeichnerisch,  so wie auch durch elektronische Klangerzeuger,
auf einem  Teppich aus Sound, Rhythmus, Krach und Stille,
das eigene, innere Holodeck betreten, mit dem ziel, Selbsterkenntnis und Ekstase zu erlangen .

THORSTEN NASS / PERIPHERE BLICKE
Marcus Lütkemeyer
Die vielschichtigen Arbeiten von Thorsten Nass kennzeichnet ein spröder, authentischer Gestus, Gattungsüberschreitend in den Bereichen Zeichnung, Malerei, Installation und Video tätig, konstruiert er eine Welt (-Sicht), deren Bilder sich aus sehr persönlichen, langzeitligen Untersuchungen entwickeln. Anliegen ist die Annäherung an das Unbekannte, die Klärung des individuellen Verhältnisses zur äußeren Welt: Ein variierender, nahezu ritueller Prozess, dem stets der Anschein des Vergeblichen anhaftet. Auch dort, wo vermeintlich der Verweis auf das Wirkliche und Echte durchscheint, etwa in den ebenso skurril wie poetisch anmutenden Kurzfilmen und Videosequenzen, wird die Erwartung des Wiedererkennens gebrochen, enthalten sich die Bilder empirischer Ãœberprüfbarkeit und verbleiben im Geheimnisvollen.
Als Landkarten innerer Befindlichkeiten geht vor allem von den großformatigen, zwischen Zeichnung und Malerei pendelnden Arbeiten ein merkwürdig faszinierender Sog aus. So fordern die labyrinthisch mäandernden, auf lapidar gehängten Papierbögen aufgetragenen Linienversclingungen eine konzentrierte Betrachtung ein, um Fragmente imaginärer Verhalte offen zu legen, wie sie auch aus der eigenen Erfahrungswelt erinnert werden können. Jedoch widersetzt sich das vorgefundene Chaos einem systematisierenden sehen und gewohnte Ordnungs- kategorien wie Zentrum und Peripherie scheinen ausgehebelt. Dabei erweist sich die Strichführung als ein rein operativer Prozess, der kein bloßes technisches Verfahren, sondern eine exemplarische, beinahe elementare Handlung markiert, die in gewissem Grad die Grenzen der Malerei sprengt. Der Bildträger ist nicht länger Projektionsebene, sondern wird als Material aufgefasst, das Thorsten Nass mit dem Vorgang der Linienziehungen bearbeitet. Aber obwohl er dem Bild gleichsam  seinen Willen aufzwingt, ist er nicht souverän, sondern der Eigengesetzlichkeit des Malaktes ausgeliefert, wodurch Kalkül und Zufall eng beieinander liegen. Derart malt Thorsten Nass auch das Nicht-Gemalte, das zwischen den Linien ausgegrenzt als ´aktiv Nicht- gemaltes` hervortritt. In ihrem Nebeneinander auf einer Fläche erzeugen Gemaltes und Ungemaltes eine sinnliche Spannung und zugleich visuelle Irritation  die ein `peripheres` Sehen verlangt. Letztlich schaut der Betrachter sich das Bild nicht länger an, sondern schaut dazwischen.